Pflanzenkunde und dergleichen

moderatus intemperatus


In jenen Tagen wollte Frido nur noch eines, nur noch einmal von der köstlichen Frucht kosten, nur noch einmal der verbotenen Leidenschaft frönen.

Frido entfuhr seinen Alpträumen meist noch vor dem Klingeln des Weckers, meist sogar noch vor dem Sonnenaufgang. Er kroch aus dem Bett, unwillentlich. Er flüchtete den Schlaf, das Träumen. Er zwang sich der warmen Decke zu entsagen und hätte doch keine andere Wahl gehabt. All sein unbewusstes Streben war nur noch der einen Sachen nach ausgerichtet und so sehr sein immer noch wacher Geist auch seine Gedanken beackerte und wenigstens die bewussten Teile seines Körpers kontrollierte, so unwissentlich und in weiten Teilen unbemerkt flüchteten sich seine Tagträume doch in jene Fantasiewelt.

Nachmittags fand er sich oft an ihm kaum bekannten Orten wieder. Eingenickt im Sitzen, die schlaflosen Nächte zeichneten ihre Spuren. Manchmal hatte er dann ein Buch in der Hand, meist aber nur ein stummes Lied auf den Lippen. Ein wohlwollender Geist hatte ihm damals in langen Stunden die hohe Kunst des Blattfederns beigebracht, doch in Anwesenheit der anderen vermied er dennoch und auch deswegen die Lippen zu spitzen.

Hätten wir davon gewusst, hätten wir dann gehandelt?

Handeln wir im Wissen und wissen wir im Handeln?

Als die Sache dann schließlich in Vergessenheit geriet, wartete Frido jeden Abend am Fenster auf die Tauben der Stadt, wartete Frido jeden Abend am Fenster und versuchte sich mit aller Kraft zu erinnern, versuchte sich zu erinnern, was es gewesen sein mochte, das ihn wachhielt, wie es gewesen sein mochte als er sich noch an die Nacht erinnern konnte, als er sich noch erinnern konnte an die Lieblichkeit seiner Alpträume …